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Die körperliche Reaktion auf Stress

Die körperliche reaktion auf Stress

Bild: Andrew Pons, www.StockSnap.io
Bild: Andrew Pons, www.StockSnap.io

Stress führt zu einer Erregung des autonomen Nervensystems. Das autonome Nervensystem kontrolliert körperliche Vorgänge, die kaum willentlich beeinflussbar sind - z. B. die Atmung, das Herz-Kreislauf-System oder das Magen-Darm-System. Wenn ein Mensch nun Stress ausgesetzt ist, verstärken sich einige körperliche Vorgänge automatisch. Da hierbei Symptome auftreten können die viele Menschen beunruhigen, lohnt es sich sowohl Symptome also auch ihren Nutzen für den Körper für einen Moment genauer zu betrachten.


Das autonome Nervensystem wird unterteilt in das sympathische und das parasympathische Nervensystem. Dies sind die beiden Gegenspieler, wenn es um Stress und Entspannung geht. Ist das sympathische Nervensystem aktiviert, werden Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol ausgeschüttet und der Körper schaltet auf den Kampf- oder Fluchtmodus. Dies führt zu Veränderungen in verschiedenen Bereichen:

  • Es kommt zu einer tieferen und schnelleren Atmung, um den Körper für die anstehende Höchstleistung mit Sauerstoff zu versorgen. Störende (aber ungefährliche) Nebenwirkungen der verstärkten Atmung können Atemlosigkeit, Erstickungsgefühle, Beklemmungsgefühle in der Brust, aber auch verschwommenes Sehen, Benommenheit oder Hitze- und Kältewallungen sein. Diese Nebenwirkungen verschwinden, sobald eine normale Atmung wieder möglich ist.
  • Das Herz-Kreislauf-System reagiert mit einem erhöhten Herzschlag (auch hier geht es um die bessere Versorgung des Körpers mit Sauerstoff). Außerdem kommt es aber auch zu einer Verengung der Blutgefäße an Stellen, wo das Blut für die Kampf- oder Fluchtreaktion nicht gebraucht wird: vor allem in Fingern, Zehen oder der Haut. Man bekommt kalte Hände und Füße und wird blass, auch ein Taubheits- oder Kribbelgefühl kann so erklärt werden. Dies ist sinnvoll, da auf diese Weise die großen Muskeln mit mehr Blut (=Sauerstoff) versorgt werden können.
  • Weiterhin kommt es zu vermehrtem Schwitzen. Der Schweiß hat zum einen die Funktion, den Körper bei den nun anstehenden körperlichen Herausforderungen zu kühlen. Zum anderen erschwert er möglichen Feinden das Zupacken – er macht den Körper „glitschig“.
  • Im Magen-Darm-Trakt kommt es zu einer Herabsetzung des Verdauungssystems. Die Verdauung ist in der Notsituation eine unwichtige Funktion, es wird Energie abgezogen, die an anderer Stelle eingesetzt werden kann. Dieser Vorgang kann aber Übelkeit oder ein schweres Gefühl im Magen hervorrufen.

All diese Symptome sind zwar unangenehm, aber normal und ungefährlich. Sie nehmen ab, sobald die Situation gelöst ist. Die physiologische Stressreaktion kann durch zwei Faktoren gestoppt werden: Zum einen werden Adrenalin und Noradrenalin durch andere chemische Substanzen im Körper abgebaut. Zum anderen kann das parasympathische Nervensystem aktiviert werden, das gegensätzliche Wirkungen hat und das Gleichgewicht wiederherstellt.

 

Der Körper kann den Kampf- oder Fluchtmodus nicht unendlich lange aufrechterhalten, er wird durch das parasympathische Nervensystem sozusagen vor einem „Heißlaufen“ geschützt. Mit anderen Worten: Auch die schlimmste Panikattacke dauert nicht länger als 20 bis 30 Minuten. Länger kann der Körper den Zustand höchster Erregung nicht aufrechterhalten. Hierbei ist es aber wichtig zu wissen, dass Adrenalin und Noradrenalin eine gewisse Zeit brauchen, um abgebaut zu werden. Auch wenn das sympathische Nervensystem also aufgehört hat zu reagieren, können die Symptome der Erregung noch eine Weile nachwirken. Dies ist ebenfalls normal und sinnvoll: Stellen Sie sich die Bedrohung des Steinzeitmenschen durch den Säbelzahntiger vor. Auch wenn die Flucht vor dem hungrigen Feind erst einmal gelungen erscheint, ist der Tiger weiterhin auf der Jagd. Sollte er die Fährte erneut gefunden haben und zurückkehren, dann muss das Kampf-/ Fluchtsystem schnell wieder zünden.